Segnung gleichgeschlechtlicher Paare

Erklärung

Die Glaubenskongregation der katholischen Kirche in Rom hat mit ihrer Aussage vom 15. März 2021 den zahlreichen und prominenten Bestrebungen, Segnungen für homosexuelle Partnerschaften in der Katholischen Kirche in Deutschland einzuführen, eine deutliche Absage erteilt.

Mit ihrer Argumentation unterstreicht sie „die kirchliche Lehre“, laut derer gleichgeschlechtliche Paare nicht dem Schöpfungswillen Gottes entsprächen und die Kirche somit keine Vollmacht habe, diese zu segnen.

Wir können diese ablehnende Haltung gegenüber der Segnung homosexueller Menschen in einer liebenden und treuen Beziehung nicht akzeptieren. Gleichgeschlechtliche Paare, nicht zuletzt in unseren Gemeinden, werden erneut zutiefst verletzt, wenn ihre Liebe als Sünde bezeichnet und somit pauschal diskreditiert wird.

Die Katholische Gesamtkirchengemeinde und das hauptberufliche Stadtpastoralteam Tübingen distanzieren sich in aller Entschiedenheit von der Stellungnahme der Glaubenskongregation. Der Segen Gottes gilt allen Menschen, besonders jenen, die in Verantwortung, Liebe und Respekt das Ja miteinander wagen und dafür um Gottes Segen bitten. Entsprechend sind unsere Kirchengemeinden Orte, an denen jeder Mensch willkommen ist.

Wir sind empört darüber, dass die Verlautbarung der Glaubenskongregation den Segen Gottes als exklusives Instrument benutzt. Und wir sind es leid, „an der Basis“ ständig Scherben zusammenkehren zu müssen, verursacht von denen, die „keinen Finger rühren, um die Lasten zu tragen“, die sie den Menschen aufbürden (Mt 23, 4), und dann für sich beanspruchen, „die Kirche“ zu sein.

Gott ist größer als unser Herz. Und Kirche ist größer als die Glaubenskongregation. Deshalb hören wir nicht auf, an diese Kirche zu glauben, die – qua definitione („katholisch“ von gr. „kata holon“) – „alle“ Menschen liebevoll im Blick hat.

Wir freuen uns, dass es viele Solidaritätsbekundungen für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren gibt, die unter dem Hashtag #LoveIsNoSin in den sozialen Netzwerken zu lesen sind. Zusammen mit vielen Kirchengemeinden, pastoralen Mitarbeiter*innen und katholischen Verbänden setzen wir uns unbeirrt für eine offene, liebende und bunte Kirche ein – weltweit und vor Ort!
Auch in Zukunft werden wir gleichgeschlechtliche Paare segnen.

Tübingen, 26. März 2021
Für Gesamtkirchengemeinderat und Pastoralteam der Katholischen Kirche Tübingen
Manfred Pohl
Pfarrer Ulrich Skobowsky