Die katholische Kirche Tübingen ist für Trauernde da

Wir bieten Unterstützung und das persönliche Gespräch an, Einzelgespräche und bei Bedarf auch Gruppengespräche. Wir bieten Beratung, Information und Vermittlung zu bereits bestehenden Hilfs-Angeboten. Wir helfen weiter, wenn es darum geht, für sich selbst, die eigenen Kinder oder Angehörige, aber auch Freunde und Bekannte eine Begleitung zu finden und kleine Schritte in schwerer Lebenssituation zu gehen.

Wir laden ein, Kontakt aufzunehmen, wenn Sie Gleichgesinnte suchen, Sorge haben, die Trauer könnte überhandnehmen oder einfach ihre Geschichte jemandem anvertrauen möchten. Wir stehen auch lange Zeit nach einem Trauerfall noch zum Gespräch zur Verfügung. Wir wollen den Weg durch die Trauer menschlich und spirituell begleiten.

Wir laden zu Gottesdiensten für Trauernde ein, sodass sich die Angehörigen Verstorbener inmitten der Gemeinde aufgehoben wissen können. Unsere Angebote sind kostenfrei. Mit unserem christlichen Fundament wollen wir zu einer Trauerkultur in Kirche und Gesellschaft beitragen, die von Fürsorge, gegenseitiger Achtung und Verständnis geprägt ist.

 

Kontaktperson: Dr. Dr. Ralf Lutz, E-Mail: trauerangebote(at)katholisch-tue.de

Die Kontaktstelle Trauerpastoral der Diözese finden Sie hier - dort gibt es auch eigene Ansprechpartner und Veranstaltungen für Trauernde in unterschiedlichen Lebenslagen.
Die Angebote der Tübinger Hospizdienste finden Sie hier.

Verlusterfahrungen bleiben niemandem erspart. Immer wieder müssen wir von Liebgewonnenem Abschied nehmen. Mit diesen Erfahrungen zu leben, sie ins Leben zu integrieren und auf eine gute Weise damit umzugehen, ist eine der größten Herausforderungen, vor die Menschen gestellt sind.  Denn vielfältige Verlusterfahrungen können uns im Leben treffen: Der Tod eines lieben Menschen, des Partners, der Partnerin, der Tod eines (Enkel-) Kindes, der Tod der Eltern, Großeltern oder Geschwister, oder auch das Sterben eines Freundes oder einer Freundin können sehr belastend sein und heftige Trauerreaktionen hervorrufen, die uns in eine regelrechte Lebenskrise stürzen.

Auch der Verlust der Arbeit, der Verlust einer Beziehung durch Trennung und Scheidung, der Verlust von Gesundheit durch eine plötzliche oder schleichende Erkrankung oder durch einen Unfall, der Verlust von Vertrautheit in einer Beziehung durch eine Demenzerkrankung oder durch Entfremdung, der Verlust von Lebenszielen und Träumen durch verpasste Chancen oder falsche Entscheidungen kann Ursache von großer Trauer sein.

Unsere Reaktionen auf Verlusterfahrungen sind sehr unterschiedlich. Häufig – nicht immer – reagieren wir mit Trauer und Traurigkeit. Das ist zunächst eine gesunde und normale Reaktion zur Verarbeitung des Verlusts. Es ist hilfreich, wenn wir etwa nach dem Tod geliebter Menschen ganz bewusst trauern und die Trauer auch zulassen und ihr Raum geben. Manchmal kommt sie auch erst nach längerer Zeit auf, wenn sie schon gar nicht mehr erwartet wird, mitunter erst Jahre nach einem Verlust. Auch Kinder und Jugendliche trauern übrigens – nur oft anders als Erwachsene, sodass wir entsprechende Reaktionen achtsam zu deuten haben. Und nicht selten lassen sich verschiedene Phasen der Bewältigung unterscheiden – von der Verleugnung und dem Aufbäumen gegen einen Verlust, über dessen Akzeptanz bis hin zur Integration und der Eröffnung neuer Lebensperspektiven.

Wir brauchen uns für unsere Trauer nicht zu schämen. Trauer ist zunächst nichts Unnormales, ganz im Gegenteil – sie ist Zeichen der Liebe. Denn was uns nichts bedeutet hat, darum würden wir kaum trauern. Meist nimmt der Verlust uns etwas, was sehr wertvoll für uns war. Darum braucht niemand seine Trauer zu verstecken. Vielmehr dürfen wir ihr den Raum geben, den sie verlangt.

Das Wissen um die Endlichkeit zeigt uns dabei, wie kostbar und einzigartig unser Leben ist. Deshalb ist es wichtig, dass Verlust, Tod und Trauer nicht tabuisiert werden, sondern feste Orte in unserem Leben und in unserer Kultur haben.

Ziel muss es dabei sein, nicht in der Trauer steckenzubleiben, sich nicht in der Trauer zu verlieren, sondern wieder zurück ins Leben zu finden! Gilt es doch, ein neues Leben zu finden – trotz und mit einem Verlust. Dafür muss der Verlust angenommen und Teil des Lebens werden, auch wenn es weiter schmerzt. Womöglich bleiben Narben zurück, die zu bestimmten Anlässen immer wieder schmerzen.

Es gibt auch Reaktionsweisen auf Verlusterfahrungen, die eher hinderlich sind, wieder zurück ins Leben zu kommen: Lähmende Angst, Antriebslosigkeit, die Tendenz, das ganze Leben über eine längere Zeit von Trauer bestimmen zu lassen, Schuldgefühle, Kontaktverlust, Rückzug, Scham, Depression.

Den Schmerz mit anderen Betroffenen zu teilen, hilft dagegen oft sehr. Denn nicht selten ist der ganze Alltag vom Verlust bestimmt – ein wenig Normalität im Kontakt mit anderen Betroffenen zu erleben, ist oft sehr entlastend.

Niemand sollte allein bleiben müssen mit belastenden Verlusterfahrungen – auch wenn Ruhe und Rückzug immer wieder nötig erscheinen. Es gilt, die Sprachlosigkeit zu überwinden, die Isolation und die Scham zu überwinden und wieder Kraftquellen und Sinnquellen zu entdecken. Denn oft scheint das Leben leer und sinnlos geworden nach dem Verlust eines geliebten Menschen. Trauer und Leid zu teilen, gehört zu den kostbarsten Erfahrungen des Lebens. Und mitunter öffnet sich dann auch wieder eine Perspektive, die buchstäblich Sinn macht und die uns der Situation einen Sinn abringen lässt.

Das Christentum kann da sehr hilfreich sein, indem es Trauer-Rituale anbietet, die eine Annahme und Aussöhnung mit der Situation eröffnen, vor allem aber eine Hoffnung auf Bewältigung – und darin die Aussicht auf ein neues Leben. Dazu gehören auch liturgische Formen, Gottesdienste und Andachten, die erlauben, alle Erfahrungen, alle Sorge und Sehnsucht, vor Gott zu bringen und seiner verwandelnden Kraft anzuvertrauen. Auch das Gebet mit einem Gott, der den Menschen in ihren Nöten nahe sein möchte, ist oft sehr hilfreich – vermittelt es doch die Erfahrung: Du bist nicht allein! Ich teile Dein Leid und habe Verständnis für Deine Situation.

Die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten und die Vollendung jeden Lebens in Gott will helfen, an leidvollen Verlust-Erfahrungen nicht zu verzweifeln, sondern durch den Schmerz hindurch zu wachsen und zu reifen – im Vertrauen auf einen Gott, der tröstet, der begleitet und der wieder aufrichtet und lebendig macht. Wer sich diese Hoffnung zu eigen machen kann, findet neuen Halt in der Haltlosigkeit, findet neuen Mut in der Angst und findet neue Kraft in der Müdigkeit.

Eine solche Hoffnung knüpft schon an alttestamentliche Prophetie an, die von der Umwandlung der Trauer in ewige Freude (Jes 61,1-3, Jes 66,10 und Sach 8,19) spricht. Mehr noch wird dann im Neuen Testament die Verheißung aufgerichtet, dass Weinende lachen und Trauende getröstet werden (LK 6,21, Mt 5,4) – getragen von der Osterbotschaft, dass alle Trauer aufgehoben (Mk 16,10) und in Freude verwandelt werden wird.

Damit soll auch das Bewusstsein wachgehalten werden, dass der irdische Tod die Gemeinschaft unter den Menschen nicht beendet, sondern umgestaltet. Es gibt eine Gemeinschaft der Lebenden und der Toten – eine zutiefst tröstliche Vorstellung. Gerne nehmen wir Ihr Anliegen ins Gebet und bringen es vor Gott.


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