Bitte weiter so!

In seiner im Mitteilungsblatt vom 10.2.2022 veröffentlichten aktuellen Stellungnahme  fragt der Kirchengemeinderat St: Ägidius, ob er wahrgenommen wird und ob seine Arbeit für die Leser glaubwürdig und überzeugend ist. Als Noch-Katholik, der wie viele andere seit langem die unerfreuliche Entwicklung der katholische Kirche - geprägt durch rückwärtsgewandte, leider aber immer noch mächtige Funktionsträger nicht nur in Rom – aufmerksam verfolgt, möchte ich unserem Kirchengemeinderat versichern, dass seine Arbeit dankbar wahrgenommen wird.

Der von kritischen Katholiken oft geäußerte Pessimismus, dass der gut gemeinte und auch notwendige synodale Weg in Anbetracht des teils offenen, teils verborgenen Widerstandes auch deutscher Bischöfe zum Scheitern verurteilt sei, ist wenig hilfreich. Vielmehr bedarf der trotz oft frustrierender Erfahrungen beachtenswerte Einsatz der in den Arbeitsgruppen des synodalen Weges konstruktiv Mitwirkenden einer dringenden Unterstützung durch die kirchliche Basis. Vor diesem Hintergrund ist die eindeutige Haltung unseres Hirschauer katholischen und auch des Tübinger Gesamtkirchengemeinderates sehr zu begrüßen und notwendig. Besonders erfreulich ist, dass sich auch alle hauptamtlich in der Kirche tätigen und damit arbeitsrechtlich von ihr abhängigen Mitarbeiter durch Einladung Aller zu einer öffentlichen Segnung vorbehaltslos zur Initiative „#OutIngChurch“ bekennen.

Papst Franziskus hat bei seinem Amtsantritt durch seine bescheidene und überzeugende Art im Gegensatz zu seinem wegen seines erbitterten Kampfes gegen jeden kirchlichen Fortschritt berüchtigten Amtsvorgänger Ratzinger bei kritischen Christen große Hoffnungen geweckt. Letzerer ist nicht nur gemäß jüngst publiziertem Münchener Gutachten in den Missbrauchskandal mitverstrickt ,er hat vor allem als Leiter der Glaubenskongregation durch seine Unterdrückung der Befreiungstheologie in Lateinamerika der katholischen Kirche großen Schaden zugefügt. Zwar wurde der mit Franziskus erhoffte Neuaufbruch inzwischen – vermutlich nicht zuletzt durch im Vatikan im Hintergrund immer noch agierende Hinterbänkler – stark gebremst. Immerhin aber hat Papst Franziskus wichtige Gegenspieler wie Erzbischof Müller, den vormaligen erzkonservativen Leiter der Glaubenskongregation, abgesetzt oder wie im Falle des inzwischen untragbaren Kölner Kardinals Wölki durch Rückruf zu einer Auszeit nach Rom zumindest vorläufig außer Gefecht gesetzt. Auch hat Papst Franziskus seine Bischöfe aufgefordert, in der Regionalkirche auftauchende Probleme vor Ort zu lösen. Hoffnungszeichen ergeben sich auch aus den jüngsten Diskussionen im Rahmen des Synodalen Weges in Frankfurt. So hält Kardinal Marx, ehemaliger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, die Abschaffung des Pflichtzölibats für Priester offenbar inzwischen für sinnvoll und möglich.

Es gibt also durchaus Anlass, unseren Kirchengemeinderat und die Aktion Maria 2.0 zu einer engagierten Fortsetzung ihres Ringens für eine Erneuerung unserer Kirche zu ermutigen.

Harald Hamacher, Hirschau