HeiligsBlättle 3/21
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Fragen an unseren „Ehrenamtskoordinator“ Martin Hüttl

HB: Wann kann ich mich an Sie wenden? 
MH: Wenn Sie generell nach einem sinnvollen Engagement suchen oder Interesse an einem Engagement in der katholischen Kirche haben. Im Gespräch schauen wir, welches Engagement am besten zu Ihnen, Ihren Interessen, Talenten und zeitlichen Möglichkeiten passt. Danach suche ich nach Einsatzfeldern und Einrichtungen. So habe ich schon einigen Menschen geholfen, ein für sie passendes Engagement zu finden. Häufig wird nach Möglichkeiten des sozialen Engagements gefragt, mit Wohnungslosen, Geflüchteten, Kindern etc. Wichtig ist mir, dass nicht jedes Engagement direkt an eine Kirchengemeinde angebunden sein muss. Das Netzwerk der Kirchengemeinde vor Ort bietet viele tolle Möglichkeiten.  

Wie verstehen Sie Ihre Aufgabe innerhalb der katholischen Kirche Tübingen?
Ich bin so etwas wie eine Schnittstelle für alle die, die sich engagieren wollen oder Fragen zum Engagement haben, wie z.B. zu Fortbildungen und anderen Rahmenbedingungen. Ich höre mir die Anliegen an und versuche Verbindungen zu schaffen oder direkt zu unterstützen. Wichtig ist mir bei den Anfragen aber, dass ich die Dinge mit den Personen mache, nicht für sie. Ich übernehme keine Leitung für Angebote sondern unterstütze Leute dabei. So konnte in St. Michael z.B. aus dem Wunsch einer Person ein offenes Frühstück im Gemeindesaal etabliert werden. Nach einem halben Jahr kamen schon regelmäßig 20-30 Personen und ein Team aus 4-5 Personen half. Leider ruht das derzeit durch die Coronapandemie. 

Warum ist die Stelle eingerichtet worden, und was bedeutet sie für Sie?
Ehrenamt oder freiwilliges Engagement hat sich in den letzten Jahren tiefgreifend verändert. Die kirchliche Struktur baut auf ein Ehrenamt auf, welches amts-/verantwortungsbezogen ist. Heute gibt es mehr Zuwachs im Bereich des kurzfristigen Engagement, eben aktionsbezogen und in Bereichen, die nicht ganz so durchorganisiert sind. Daher ist es wünschenswert, wenn wir wieder mehr das Tun anschauen und Dinge einfach machen, ausprobieren. Jede noch so kleine Aktion, wo jemand Lust zu hat. Die Diözese selbst sieht diese Veränderung und versucht auf unterschiedlichen Wegen die Rahmenbedingungen und vielfältige, vernetzte Engagementformen zu unterstützen. Dafür wurden eben auf Ortsebene modellhaft für 5 Jahre Projektstellen „Ehrenamtskoordinator – Ehrenamtsentwickler“ eingerichtet. D.h. auch, dass meine Stelle nur noch bis Ende 2022 geht. Für mich ist Ehrenamtsentwicklung auf jeden Fall Kirchenentwicklung. Denn Kirche ist jeder getaufte Christ. Ich habe mich lange als diözesaner Bildungsreferent im BDKJ mit Strukturen auseinandergesetzt und bin auch ausgebildeter Organisationsberater. Struktur, Rahmenbedingungen und das „Thema an sich“ strategisch anzugehen, ist für mich eine nachhaltige Sache, die ich gerne machen würde. Inzwischen bin ich mir aber sicher, dass jede noch so kleine Aktion genauso zur Kirchenentwicklung beiträgt. Daher wünsche ich mir, dass mehr Aktionen einfach ausprobiert werden (ohne sie im Vorfeld schon totzureden). 

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Vernetzung der kirchlichen Strukturen in Tübingen

Als ich im Herbst 1988 als 20-Jähriger nach Tübingen kam, um Sprachwissenschaft zu studieren, war St. Johannes gerade eine Baustelle. Die ersten katho-lischen Gottesdienste erlebte ich also anderswo. Schnell habe ich mich heimisch gefühlt. Anteil daran hatte bald auch der neue Gemeindepfarrer, Wolf-gang Raible. Er trat, so erzählen mir Gemeindemitglieder heute, die Stelle unter der Voraussetzung an, dass Pastoralreferent Pfau weiterhin die Gemeinde-leitung in Hirschau behält. Ein 1:1-Verhältnis von Hirt und Herde also – das Feld sollte überschaubar bleiben. Zwei Jahre später trat ich als frisch geba-ckener Stiftler wiederum in eine ganz eigene Welt ein, keine 50 Meter nebenan. Berührungspunkte gab es wenige. Auch als Repetent von 2000 bis 2004 spürte ich das Fremdeln, die Distanz. Selbst mit dem Grüßen tat man sich schwer, für mich eine neue Erfahrung von Kirche. Erst durch die doppelte Vakanz nach dem Weggang von Hochschul- und Gemeindepfarrer entstand eine Aufmerksamkeit füreinander, schlicht und einfach, weil das Personal eine Zeitlang dasselbe war. Ein Umstand, der mich sehr nachdenklich gemacht hat: Auch wenn es verschiedene kirchliche Orte und Kulturen und Traditionen gibt in einer Stadt, so muss doch irgendwie zu spüren sein, dass da derselbe Geist weht, dass man doch irgendwie zusammengehört. 

Anderthalb Jahrzehnte später nun kehre ich an den Ort des Geschehens zurück, als „Pfarrer von Tübingen“. Die Kirchen sind gut in Schuss, aber die Baustelle ist geblieben. 20.000 Mitglieder, sieben Gemeinden inklusive der kroatisch sprechenden*. So sieht Pfarrersein heute aus. Gesamtkirchengemeinde nennt sich das Gebilde, und Delegierte aller Gemeinden treffen sich dreimal im Jahr, um v.a. Verwaltungsthemen zu besprechen, etwa den gemeinsamen Haushalt oder Kindergarten-Angelegenheiten. Der Rest – um nicht zu sagen: das Eigentliche – bleibt auf Gemeindeebene. Dort also, wo Gemeinschaft erlebt und gelebt wird. Das macht Sinn. Zugleich aber stellt sich die Frage: Hat sich wirklich nichts verändert seit den Zeiten, als hier noch vier Pfarrer Dienst taten? Allein die Stadt hat sich dramatisch verändert, neue Viertel sind entstanden, noch bunter, noch vielsprachiger denn je. Viele wissen gar nicht, zu welcher Gemeinde sie gehören. Und religiöses Interesse führt im besten Fall dorthin, wo das Angebot dazu passt. Unsere kirchlichen Strukturen freilich sind die alten geblieben. Die sechs (oder sieben*) Pfarrbüros arbeiten weitestgehend autark, und das Treffen der pastoralen Dienste heißt immer noch „Stadtpastoralkonferenz“, weil es einst aus verschiedenen Teams bestand. Not lehrt nicht nur beten, sondern auch handeln. Die laufenden Stellenkürzungen haben unsere Gemeinden schon vor zwei Jahren veranlasst, miteinander in einen Zukunftswerkstatt-Prozess einzutreten. Hier kommen Themen auf den Tisch, die uns alle betreffen: Gemeindeleitung, Gottesdienste, Jugendarbeit, Ökologie, gerechte Teilhabe, Außenwahrnehmung, Erreichbarkeit. Das sind nur ein paar Schlagworte, um die sich dann zum Teil AGs gebildet haben. Dabei erweisen sich die gemeindeübergreifenden Treffen allein schon deshalb als Gewinn, weil sie den eigenen Horizont weiten und Gleichgesinnte zueinander führen. Inhaltliche Selbstkritik wird schnell zur Strukturkritik: Muss jede Gemeinde alles bieten – oder bilden sich Schwerpunkte heraus, je nach den besonderen Möglichkeiten bzw. Erfordernissen vor Ort? Muss jede Sekretärin sämtliche Büro-Themen bearbeiten – oder macht die eine dies und jene das für die anderen gleich mit, einfach weil sie es besonders gut kann? Schließlich: muss jeder Kirchengemeinderat alles für sich diskutieren und entscheiden – oder gibt es in den verschiedenen Aufgabenfeldern Einzelfragen, die viel besser gemeinsam angegangen werden, weil sie alle betreffen? Das entlastet, weil nicht jeder das Rad neu erfinden muss (zugleich bleibt vor Ort mehr Zeit für das, was nur vor Ort geregelt werden kann). Und: das hilft uns, im konkreten Fall schneller zu handeln und öffentlich wahrgenommen zu werden, weil nicht alles noch mal durch alle Gremien durchmuss. Um das Bild vom Anfang aufzugreifen: Wir sind als Katholische Kirche in Tübingen in einer entscheidenden „Bauphase.“ Von den Menschen im Mittelalter können wir lernen, dass sie mutig und selbstbewusst an ihren Kirchen gebaut haben, egal wann sie dann fertig wurde. Ich wünsche mir diesen Mut für uns in Tübingen, das Selbstbewusstsein der Gemeinden und zugleich die Offenheit und Entschiedenheit für das, was die Menschen dieser Stadt brauchen. Das geht nicht ohne die passenden Strukturen. „Wollen Sie nur eine Arbeitsgemeinschaft sein – oder ein Team?“ Ich denke, diese Frage einer Prozessbegleiterin gilt uns allen… Ihr Pfarrer Ulrich Skobowsky

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Zukunftsfragen in der Kirchenwerkstatt.

Die Zukunftsfrage der Katholischen Kirche bewegt zahlreiche Tübinger Christen angesichts kaum wahrnehmbarer amtskirchlicher Reformbereitschaft, einer spürbaren Anzahl an Kirchenaustritten und einem generellen Bedeutungs- und Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche in der Gesellschaft. Im Juli 2019 beschloss deshalb der geschäftsführende Ausschuss der Gesamtkirchengemeinde Tübingen eine Zukunftswerkstatt einzurichten. Ziel sollte es ein, Antworten auf die Fragen zu finden: Was muss vor Ort getan werden, damit die Botschaft Jesu wieder verstanden und verständlicher verkündet wird? Wie muss die kirchliche Organisation aussehen, um die vorhandenen Aufgaben sinnvoll und zielführend ausüben zu können? 

Die Zukunftswerkstatt setzte sich zusammen aus jeweils zwei Ehrenamtlichen, die von den Kirchengemeinderäten der sechs Tübinger Gemeinden angefragt und berufen wurden. Dazu kamen die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der Seelsorgeeinheit. Im Januar 2020 startete die Zukunftswerkstatt mit einem zentralen Treffen, bei dem die Teilnehmenden die Zukunft der Tübinger Gemeinden kritisch-konstruktiv in den Blick nahmen und erste Ideen für die inhaltliche und strukturelle Zukunft der Kirchengemeinden entwickelten. Die folgenden Themenfelder wurden zur weiteren inhaltlichen Diskussion und Ausarbeitung konkreter Vorschläge festgelegt: Stärkung der Kooperationen zwischen den Kirchengemeinden, Wahrnehmung von neuen Wegen und Orten, Ökologie, Gestaltung der Liturgie, Jugendarbeit und Ehrenamt in Verantwortung. Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche sollte als zentrales Querschnittsthema in alle Themenbereiche integriert werden. Es wurden in Folge dessen insgesamt sechs Arbeitsgruppen gebildet, die jeweils eines der „Werkstatt-Themen“ inhaltlich ausarbeiteten. 

Die Ergebnisse aus den Werkstatttreffen werden auf der Klausurtagung im Juli 2021 dem Gesamtkirchengemeinderat vorgestellt und vorab in den Kirchengemeinderäten diskutiert. Hierbei sollen Rahmenbedingungen für zukunftsfähige Gemeinden diskutiert, Empfehlungen ausgesprochen und nach Möglichkeit Entscheidungen getroffen werden. Das Pastoralteam erhält dann vom Gesamtkirchengemeinderat den Auftrag, diese Ergebnisse – im Rahmen der vorhandenen zeitlichen Kapazitäten – gemeinsam mit den Ehrenamtlichen umzusetzen. Cornelius Ambros

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Maria 2.0

Wir sind eine bundesweit vernetzte Initiative, die sich seit 2 Jahren für Reformen in der Kirche engagiert: für Gleichberechtigung der Geschlechter und vollständige Aufklärung von Missbrauchsfällen, gegen Zwangszölibat und lebensferne Sexualmoral. 

Da unsere lokale Gruppe aus Menschen aller Tübinger Gemeinden besteht, üben wir neben der inhaltlichen Arbeit auch schon zukünftige Gemeindestrukturen: vernetzt quer durch die Stadt, von unten nach oben statt von oben nach unten, „bottom up“ statt „top down“. Die Schwestergemeinden näher kennenzulernen, erlebe ich hier wirklich als Bereicherung: Ohne Maria 2.0 hätte ich viele engagierte Leute aus St. Michael, St. Petrus, St. Paulus, Hirschau und Bühl nie so schnell kennengelernt. Und seit die Treffen online stattfinden, gelingt die Vernetzung auch über Tübingen hinaus immer besser.

Wir planen öffentliche Aktionen, gestalten Agape- und Wortgottesfeiern oder Online-Impulse. Das ist mühsamer, als ein regelmäßiges Angebot wahrzunehmen – aber viel spannender! Jede/r bringt ihre/ seine Erfahrungen und Fähigkeiten ein: Öffentlichkeitsarbeit, handwerkliches Können, theologisches Fachwissen, Kontakte innerhalb und außerhalb der Kirche.

Anders als in Kirchengemeinderäten und Ausschüssen (wo viele von uns ebenfalls aktiv sind) machen wir uns bei Maria 2.0 angreifbar und brauchen manchmal ein dickes Fell. Aber wir erleben auch viel Zuspruch sowohl von treuen Kirchgänger/innen als auch von Menschen, denen die Amtskirche fremd (geworden) ist. Das ermutigt uns, weiter am Ball zu bleiben – schließlich soll Kirche nicht nur für sich selbst und ihre „Kernmannschaft“ da sein.

Dabei sind wir uns durchaus nicht immer einig über Prioritäten oder die angemessene Form. Aber da wir kein Verein mit Gremien und Vorstand sind, darf es unter dem Dach der Initiative durchaus bunt zugehen, und jede/r entscheidet selbst, bei was sie oder er mitmacht.  

Interesse? Aktuelle Infos gibt es hier

Julia Rojahn 

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Kirche trotz(t) Corona

120 Personen aus 40 Haushalten in Bühl und Kilchberg nahmen an der siebenwöchigen Aktion teil, die Dank der finanziellen Unterstützung der Jugendstiftung JUST der Diözese und der Kirchengemeinde St. Pankratius kostenlos angeboten werden konnte. Jede Woche verteilten die Ministrant*innen und KjGler am Sonntag eine „Schatzkiste“ für die folgende Woche. Für jeden Tag befand sich ein Briefumschlag mit einer Aufgabe/einem Inhalt aus einem von sieben Themenbereichen darin. Die Palette reichte von Gebeten, Rätseln für das Exit Game, Bibeltexten, kleinen Aufgaben – dies alles mit oft überraschenden Verbindungen, um die Spannung hochzuhalten. Das Thema „Schätze“ zog sich als roter Faden durch die Aktion.

Spannendste Elemente waren die Angebote aus dem Bereich „Spirit“. Immer samstags um 18 Uhr gab es einen Gottesdienst auf neue Art und Weise. Das waren drei Livestreams, zweimal mit P. Jesaja Langenbacher OSB, der aus St. Pankratius stammt und als Benediktinermönch in Münsterschwarzach lebt, sowie ein Livestream mit Peter Kakobya in Uganda. Zudem gab es auch Gottesdienste vor Ort, einen gleich zu Beginn „outdoor“ in Kilchberg, ein zweiter wurde als Lichtergottesdienst gestaltet, der dritte wurde als eine interaktive „Nacht der Kirche“ angeboten. 

Die wichtigste Erkenntnis: Ja, trotz oder gerade wegen Corona kann Neues entstehen, wenn man sich nur traut. Die Herausforderung war, die Angebote in eine neue Form zu packen, so dass sie trotz Corona funktionieren. Und es hat funktioniert: Gemeinschaft ist entstanden, weil sich die Fastenaktion zu einem Gemeinschaftsprojekt mit vielen kleinen und großen Helfer*innen entwickelt hat! Es gab 1.000 schöne gemeinsame Momente, sei es bei den Einsiedel Classics im Livestream, bei der Schatzsuche am Wochenende, beim Verteilen der Schatzkisten mit den Kids, bei den Gottesdiensten, in der Whats-App-Gruppe usw. P. Jesaja brachte es in einem Zoom-Meeting auf den Punkt: „Mit der Fastenaktion machen wir doch das, was uns Christ*innen und letztlich die Kirche vor Ort ausmacht. Wir erleben gemeinsam etwas und teilen dieses Erlebte vor Gott.“

Wie geht es weiter? Ermutigt durch die vielen tollen Rückmeldungen und ersten Helfer*innenzusagen sollen die „Spirit“-Angebote weiter in St. Pankratius angeboten werden. Und da Corona weiterhin ein normales „weiter so“ nicht zu lässt, wird es eben auch weiterhin pfiffige und neue Angebote für die Kinder und Jugendlichen in St. Pankratius geben.
Anne Lohmüller, Projektleiterin „Kirche mal anders“

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Werkstatt Glaube & Vernunft

„Ich möchte an Gott glauben, kann es aber nicht.“ „Der Glaube fasziniert mich irgendwie, aber ich habe Zweifel.“ – so oder so ähnlich formulieren häufig Menschen ihre Probleme mit dem christlichen Glauben angesichts stetig wachsenden Wissens über den Menschen und die Welt. Es stellt sich daher die Frage, wie christlicher Glaube sich diesem Wissen gegenüber in seiner „Vernünftigkeit“ argumentativ behaupten kann. Der ökumenische Gesprächskreis Glaube und Vernunft stellt sich diesen Fragen und möchte einen Raum des Austauschs und der Reflexion anbieten – und zeigen, dass es immer noch Sinn macht und „vernünftig“ ist, an den Gott des Christentums zu glauben und sein Leben daran auszurichten.
Seit geraumer Zeit stellen wir die Treffen eines Jahres unter einen thematischen Rahmen, der die Abende inhaltlich verbindet und der es erlaubt, etwas länger und intensiver an einem Thema zu bleiben. Die einzelnen Abende werden dann von Mitgliedern der Gruppe gestaltet, meist durch einen kurzen Text oder einen kleinen Impuls, der als Sprungbrett für die anschließende Diskussion dient. Der Austausch untereinander ist dabei der eigentliche Fokus der Werkstatt, weil dabei immer wieder Erstaunliches passiert. Inzwischen ist die Gesprächswerkstatt „Glaube und Vernunft“ bereits über zehn Jahre alt. Wir sind immer wieder dankbar und berührt, wie inspirierend und zugleich persönlich und wie spannend und getragen von gegenseitigem Respekt die Abende ablaufen. 

Die Gruppe ist offen für alle am Christentum Interessierten, Suchenden und Fragenden und trifft sich etwa einmal im Monat im Gemeindezentrum St. Johannes (Bachgasse 5). 
Wir freuen uns über jede(n) Teilnehmer(in)! Herzliche Einladung!

Weitere Informationen bei: Manfred Oevers,manfred.oevers(at)gmail.com, Tel.: 0176-63491230 
Ralf Lutz, rglutz(at)t-online.de, Tel.: 0151-15785134
Termine hier

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Von Menschen und Meerrettichen

„In meinem Geist besteht keinerlei Zweifel mehr, dass ich in diesen Haushalt Erde gehöre, in dem jedes Mitglied zu allen anderen gehört: Bienen zu Bibern, Schwarzbeeren zu schwarzen Löchern, Quarks zu Quallen, Blitze zu Blindschleichen und Menschen zu Mehlschwalben und Meerrettichen“ – so der Benediktinermönch David Steindl-Rast. Der in Österreich lebende Mystiker hat eine wunderbare Erfahrung gemacht: Wir gehören zusammen. Mit all unserer Verschiedenheit sind wir Teil der Schöpfung. Es ist eine Gabe, diese Fülle so zu erleben. Denn leicht bekommen wir Zweifel, ob wir angesichts dieser Vielfalt und Unterschiede richtig sind. Oder wir verspüren den Impuls, das Andere abzuwerten. Dabei birgt eine wahrnehmende Haltung die Chance, bei sich selbst Neues zu entdecken. Der Kontrast kann mir helfen, meine eigene Identität zu schärfen, zu wachsen. Und auch eine neue Gemeinsamkeit zu erfahren. Im Fremden findet sich oft auch Vertrautes.

Von dieser Offenheit her hat sich Kirche schon immer entfaltet. Die vielen biblischen Erzählungen, die reichen kirchlichen Traditionen und auch die heute in Tübingen gelebten vielfältigen Lebensformen und Glaubenspraktiken. Realitätssinn, Lebensklugheit, Kraft und Hingabe lassen sich darin erkunden. 

Die Vielfalt in unserer Gesamtkirchengemeinde erfahrbar zu machen - dies möchten wir in einer „Talkshow“ nach den Sommerferien online und zeitgleich als Präsenzveranstaltung anbieten. Wir laden unterschiedlichste Menschen des Tübinger Gemeindelebens ein, uns zu erzählen, was sie in ihrem Glaubensleben bewegt, was Ihnen Kraft gibt. Und in welchen Formen sie ihren Glauben leben, welche Rituale und welche Anknüpfungspunkte sie haben. Dadurch werden Begegnung, Inspiration, Ermutigung und Aufbruch real. Überraschende Potenziale der Katholischen Kirche konkretisieren sich. So lebt Kirche: frisch, flott, humorvoll, aber auch tiefgründig und verbunden. Tobias Heisig, Stephan Teuber